Sie sind ausgehungert, oft krank und vermehren sich unkontrolliert, die
Straßenkatzen. Deshalb startet der Tierschutzverein Sternberger Seenland
gerade jetzt Kastrationsaktionen.
Katze Brenda hat sich auf dem Stuhl zusammengekuschelt und genießt den
Sonnenschein. Das einzige, was ihr zu ihrem Glück fehlt, wäre eine neue
Familie. Brenda geht es gut, hier im „Katzenhaus“ des Tierschutzvereins Sternberger Seenland.
Die schwarz-weiße Katze muss schon einen Besitzer gehabt haben, denn
sie ist gechippt und kastriert – von einem Bremer Tierheim. Aufgefunden
wurde sie von den Sternberger Tierschützern bei Nutteln.
Streuner leben im Sternberger Seenland im Verborgenen
„Brenda hat das Schicksal vieler Straßenkatzen
geteilt, wenn auch offensichtlich nicht lange“, erklärt Juliane Mathes,
1. Vorsitzende des Tierschutzvereins Sternberger Seenland.
„Straßenkatzen gibt es auch hier bei uns mehr als genug. Sie leben im
Verborgenen, auf verwilderten Grundstücken, in Gartenanlagen. Sie sind
scheu, meiden den Menschen.“ Viele von ihnen seien krank und
unterernährt, litten an Parasiten. „Wir bemerken die Streuner erst, wenn
sie an Futterstellen kommen oder mit ihren niedlichen Welpen zum
Beispiel in Gärten auftauchen“, so die Tierschützerin.
Aus zwei Katzen werden Tausende
Und genau das sei das Problem: Egal ob krank
und/oder halb verhungert, die frei lebenden Katzen vermehren sich,
unkontrolliert. „Aus zwei werden Tausende“, heißt es dazu bei der Tierschutzorganisation Tasso,
die ein Haustierzentralregister für die Bundesrepublik betreibt. „Eine
Katze ist bereits mit rund sechs Monaten geschlechtsreif und kann zwei-
bis dreimal im Jahr Nachwuchs bekommen. Pro Wurf kann eine Kätzin etwa
fünf Junge gebären. Auch wenn viele Streunerkatzen durch Krankheiten
nicht überleben, kann die Zahl der Nachkommen innerhalb weniger Jahre in
die Zehntausend steigen.“
Sternberger Tierschützer setzen auf Kastration
Da steuern Sternberger Tierschützer seit Jahren
dagegen, mit „Kastration gegen Katzenelend“, wie Juliane Mathes erklärt.
In mit den Ordnungsämtern, Tierärzten und Anwohnern abgestimmten und
geplanten Aktionen fangen sie die frei lebenden Katzen an den
Futterstellen ein und lassen sie kastrieren. „Wir legen uns auf die
Lauer, bei Wind und Wetter im Gebüsch gleich gegenüber. Manchmal lädt
uns auch ein freundlicher Anwohner ein, den Futterplatz von seinem
Fenster aus zu beobachten“, so Juliane Mathes. Um die 40 Futterstellen
von Goldberg bis Zurow haben sie so im Laufe der Jahre betreut. Aber das
Problem im Griff haben sie noch lange nicht.
Das sagt der Tierschutzlandesverband
Bis zu 20 Katzen könnten theoretisch pro Aktion
gefangen und kastriert werden. „Das hängt auch davon ab, wie viel Geld
und Tierärzte uns zur Verfügung stehen“, so Mathes. Die Kastrationen
werden vorwiegend aus Spenden finanziert. Zwar stelle das
Landwirtschaftsministerium jährlich 30.000 Euro, im Jahr 2023 sogar
50.000 Euro, für die Kastration frei lebender Katzen zur Verfügung,
erklärt Kerstin Lenz, Vorsitzende des Landesverbandes
Mecklenburg-Vorpommern im Deutschen Tierschutzbund. Aber das sei ein
Tropfen auf den heißen Stein. Denn auch die Gebühren für den Veterinär
seien enorm gestiegen. Eine Kastration koste mittlerweile über 200 Euro –
obwohl viele Tierärzte im Bundesland die Aktion unterstützen.
Tierschützer fordern Katzenschutzverordnung
Laut Kerstin Lenz leben schätzungsweise 5000 Katzen
nur an den vom Tierschutzbund betreuten Futterstellen in MV. „Die
Dunkelziffer ist jedoch wesentlich höher“, sagt sie. „Wir setzen uns
seit Jahren für eine Kastrationspflicht für Katzen in
Mecklenburg-Vorpommern ein. Doch das Land lehnt das ab.“ Es fehle ein
flächendeckender Nachweis für die Verelendung der Katzenpopulation in
MV. Doch die Tierschützer haben genau damit jeden Tag zu tun.
„Allerdings stammen die vielen Katzen, die bei uns abgegeben werden, zum
größten Teil aus Privathaushalten“, so Kerstin Lenz. Auch hier wäre der
Stopp einer unkontrollierten Vermehrung dringend notwendig.
Auch Juliane Mathes rät Besitzern, ihre Katze oder ihren Kater
kastrieren und chippen zu lassen, besonders dann, wenn es Freigänger
sind. Sie und ihre ehrenamtlichen Helfer, bereiten gerade die nächsten
Kastrationsaktionen vor. „Jetzt ist genau die richtige Zeit dafür“,
erklärt sie. „Jetzt haben die Katzen noch keinen Nachwuchs und die
Paarungszeit hat noch nicht begonnen.“ Wer die Sternberger Tierschützer
dabei unterstützen möchte, kann das mit Spenden unter anderem über www.tierschutzverein-sternberg.de.
Quelle:https://www.svz.de/lokales/sternberger-seenlandschaft/artikel/sternberger-tierschuetzer-im-einsatz-gegen-katzenelend-46241518