Dienstag, 29. Juli 2025

Fundort Gärtnerei – verwurmt, verlassen, verzweifelt

Ein Anruf vom Amt Goldberg-Mildenitz erreichte uns mit einer dringenden Bitte: In einer Gärtnerei waren drei kleine Katzenkinder gesichtet worden. Sie schlichen zutraulich zwischen Blumen und Töpfen umher, streiften den Mitarbeitenden um die Beine und suchten ganz offensichtlich Nähe. Schnell war klar: Diese Kitten sind an Menschen gewöhnt – sie wurden mit großer Wahrscheinlichkeit ausgesetzt. Vor Ort angekommen, konnten wir nur noch zwei Kleine sehen. Vom dritten fehlte jede Spur. Wir suchten das Gelände und die Umgebung gründlich ab – ohne Erfolg. Was mit dem fehlenden Kitten passiert ist, bleibt ungewiss. Nach den folgenden heftigen und anhaltenden Regenfällen können wir nur erahnen, was mit ihm geschehen ist – alleine überleben konnte es diese Witterung draußen kaum. Die beiden verbliebenen Geschwister nahmen wir in unsere Obhut. 


Sie waren klapperdürr, völlig entkräftet, gleichzeitig aber mit dicken, aufgeblähten Bäuchen – ein klassisches Warnzeichen für massiven Wurmbefall. Die kleinen Körper waren ausgezehrt, der Parasitendruck enorm. Bei so jungen Tieren kann das schnell lebensbedrohlich werden: Wurmbefall entzieht ihnen wichtige Nährstoffe, kann zu Blutarmut, Darmverschluss oder schwerem Durchfall führen. Die Folge: Kreislaufkollaps oder Organversagen. Trotz ihrer Schwäche schmusten sie sich sofort an uns – zutraulich, anhänglich, ohne Angst. Vielleicht waren sie ein ungewollter Wurf, vielleich eine undurchdachte Anschaffung und nun ein Hindernis in der Ferienzeit. Zurückgelassen an einem Ort, wo sie vermeintlich niemanden stören. Doch das Elend beginnt dort, wo Verantwortung endet. Die Kitten wurden bei uns sofort grammgenau entwurmt und medizinisch versorgt. Nun beginnt ihre Aufbauphase: nahrhafte Kittenmilch, hochwertiges Futter, Vitaminpasten, Wärme, Geborgenheit – all das brauchen sie jetzt, um kräftig und gesund zu werden. Damit aus kleinen Häufchen Elend bald wieder gesunde, starke Kätzchen werden, die in ein neues Leben starten können.

🐾 Wir brauchen Hilfe

Kittennahrung und Aufbaupräparate dringend benötigt

Auf unserer Amazon-Wunschliste findet ihr alles, was die beiden und ihre anderen Leidensgenossen für einen gesunden Start brauchen – darunter hochwertiges Futter, Aufbaupräparate, Vitaminpaste und Kittenmilch. Jede Sachspende hilft uns, den beiden ein sicheres, gesundes Leben zu ermöglichen.

Danke für eure Unterstützung – und für jedes Katzenleben, das nicht im Regen endet.

Mittwoch, 23. Juli 2025

Nur eine Handvoll Leben - Aufzucht eines winzigen Waisenkitzes

An einem Freitag ereignete sich ein tragischer Wildunfall: Ein Reh war angefahren und so schwer verletzt worden, dass es durch den zuständigen Jäger erlöst werden musste. Nur zwei Tage später, am Sonntag, erreichte uns ein Notruf aus derselben Gegend – wegen eines kleinen, zitternden Wesens, das verzweifelt nach seiner Mutter schrie: ein neugeborenes Rehkitz, vollkommen allein, völlig hilflos. Doch seine Mutter würde nie wieder zurückkehren. Sie war das Reh, das am Freitag überfahren worden war. Mit gerade einmal 1100 Gramm Gewicht – vermutlich kaum älter als zwei Tage – stand das kleine Kitz am Beginn eines fast unüberwindbaren Weges. Denn unter 1500 Gramm ist die Aufzucht eines Rehkitzes nahezu unmöglich. 

nur 1100 g

Aber wir wollten ihm eine Chance geben. In solchen Momenten bleibt keine Zeit, um zu organisieren oder lange zu überlegen. Deshalb haben wir beim Tierschutzverein immer ein Notfallpaket griffbereit: Spezialnahrung, Sauger, Wärmelampen – alles, was man für diese seltenen, aber umso dringlicheren Fälle braucht. Die Aufzucht eines so jungen Rehkitzes verlangt nicht nur Hingabe, sondern auch Präzision und viel Erfahrung:

  • In den ersten Lebenstagen ist Biestmilch lebenswichtig – ihre Antikörper sind essenziell für das Immunsystem.

  • Die Milch muss auf exakt 39,5 °C erwärmt werden – schon geringe Abweichungen können zu lebensbedrohlichem Durchfall führen.

  • Alle 1,5 Stunden – auch nachts – muss gefüttert werden.

  • Zwei identische Sauger sind notwendig, da sich Rehkitze stark an den ihnen vertrauten Sauger gewöhnen und nur schwer umlernen.

  • Erst später folgen Aufzuchtmilch, dann Maulwurfserde und erste Wildkräuter – Rehkitze sind sehr wählerische Fresser, die nur langsam an feste Nahrung herangeführt werden dürfen.

    hilflos ohne Mutter

    Gleichzeitig braucht es ein fuchssicheres, naturnahes Gehege mit viel Platz und so wenig menschlicher Nähe wie möglich. Denn das Ziel ist klar: die spätere Auswilderung. Keine Prägung, kein Vertrauen in den Menschen – so schwer es uns auch fällt, es ist im besten Sinne des Wildtiers.

Gewärmt von einer Katze

Wir haben alles gegeben, um diesem Kitz eine Überlebenschance zu ermöglichen. Die Versorgung war intensiv, herausfordernd und emotional – rund um die Uhr. Doch genau das ist es, was wir tun: kämpfen für jedes Leben, das in unsere Verantwortung fällt. 

Hier wohnen noch andere.

Heute, einige Wochen später, können wir sagen: Hubertine – wie wir das Kitz inzwischen nennen – hat es geschafft. Sie ist stabil, frisst zuverlässig, wächst sichtbar und zeigt all die typischen, feinen Rehbewegungen: vorsichtig, wachsam, lebendig. Die kritischen Tage, in denen jede Stunde zählte, hat sie mit unserer Hilfe überstanden. 

 

Wenn die Zeit gekommen ist, wird Hubertine in die Freiheit entlassen. Dorthin, wo sie hingehört – auch wenn dort wieder Gefahren auf sie warten. Für uns wird dieser Moment schwer sein, denn wir haben sie über viele Wochen begleitet. Aber wahre Fürsorge bedeutet auch, loszulassen – für ein Leben, das nicht von Zäunen begrenzt ist.

Die Freiheit wartet - aber erst muss Hubertine noch erwachsen werden.

 

Donnerstag, 17. Juli 2025

Gerettet, gestärkt, geflogen – Ein Bussard kehrt zurück in den Himmel

Ein Anruf über unser Notfalltelefon: In einem Straßengraben hatte sich ein Bussard niedergelassen – völlig entkräftet, wehrlos und immer wieder von einem anderen Bussard angegriffen. Zum Glück waren aufmerksame Menschen zur Stelle, die das Geschehen nicht einfach hinnahmen: Sie informierten uns umgehend und beschützten den verletzlichen Vogel, bis wir vor Ort eintrafen. Bei uns angekommen, zeigte sich schnell: Der Greifvogel war unverletzt, aber völlig erschöpft – vermutlich durch Revierkämpfe, Hitze oder mangelnde Nahrung. In unserer Voliere konnte er sich erholen, wurde versorgt, gefüttert und beobachtet. Schon nach drei Tagen war er wieder kräftig genug – stolz, wachsam, kraftvoll. 

Manchmal braucht es gar nicht viel.

Und dann kam der berührende Moment: Behutsam aus der Hand entlassen, die ihn gepflegt hat, breitete der Bussard die Flügel aus und stieg kraftvoll emporEin letzter Blick, ein kraftvoller Flügelschlag – und er verschwand in den Lüften, zurück in sein Revier, zurück in die Freiheit. Solche Einsätze zeigen, wie viel Unterschied es macht, wenn Menschen nicht wegsehen – sondern handeln.