Vor einiger Zeit alarmierte uns ein Anruf vom Notfalltelefon: In Brüel war ein Kater mit einer massiv verletzten Vorderpfote gesichtet worden. Als wir ihn sichern konnten, zeigte sich das ganze Ausmaß seiner Qual: Ein offener Trümmerbruch, Knochen, der aus der Wunde herausschaute. Wir nannten ihn Henk und waren zunächst erleichtert, dass er jetzt endlich Hilfe bekommen konnte.

Henk mit schweren Verletzungen.
Um sein Leben zu retten, blieb keine andere Wahl: Die zerstörte Pfote musste amputiert werden. Doch damit war das ganze Ausmaß seines Leidens noch nicht erfasst. Auch die zweite Vorderpfote zeigte Verletzungen.

Die Operation war gelungen.
Bei den
Röntgenaufnahmen kam Schreckliches ans Licht: mehrere Schrotkugeln in der Pfote und weitere, verteilt im
gesamten Körper. Nicht alle konnten operativ entfernt werden, zu tief saßen sie
in Gewebe und Organen.
Henk erhielt intensive Pflege, er war ein überaus liebenswerter Kater, der einfach nur leben wollte und dankbar die Zuwendung annahm. Wir kümmerten uns um ihn, seine Wunden heilten, und wir hofften, dass er sich erholt und trotz seines Handicaps wieder ein gutes Leben führen kann. Doch je mehr die äußeren Verletzungen abklangen, desto schlechter wurde sein Allgemeinzustand. Die im Körper verbliebenen Schrotkugeln aus Blei setzten über Wochen Schwermetall frei. Blei ist hochgiftig — es reichert sich im Blut und Gewebe an, schädigt Nerven, Leber und Nieren, verändert das Blutbild und führt zu schwerem Organversagen. All das geschah schleichend, die Wirkung war zerstörerisch.

Die Bleivergiftung schritt unaufhaltsam voran.
Trotz intensiver Pflege und aller tierärztlichen Maßnahmen konnten wir Henk nicht retten. Während seine äußeren Wunden scheinbar heilten, wurde er innerlich langsam aber unaufhaltsam vergiftet. Es ist unendlich traurig: Er hat so sehr und so lange um sein Leben gekämpft und ist trotzdem an den Folgen dieser abgrundtief grausamen Tat gestorben.
Wer einem wehrlosen Tier solche Verletzungen zufügt, ist feige und skrupellos. Auf eine Katze mit Schrot zu schießen, auf ein hilfloses Lebewesen, das sich nicht wehren kann, ist ein gezielter Akt der Grausamkeit. Was sind das für Menschen, die einem Tier bewusst Schmerzen zufügen und es mit solcher Brutalität behandeln. Wir haben Anzeige erstattet. Es darf nicht sein, dass Täter mit solchen Taten davonkommen. Wir rufen deshalb alle auf: Wenn Ihr Beobachtungen macht — eine verletzte Katze seht oder Hinweise auf Beschuss oder Tierquälerei habt — meldet es der Polizei und bringt es zur Anzeige. Nur so werden solche Verbrechen sichtbar, nur so können wir versuchen, Verantwortliche zu finden und weitere Tiere zu schützen. Henk war kein „Fall“ — er war ein liebenswerter Kater, ein Lebewesen mit einem Recht auf Unversehrtheit. Wir sind unendlich traurig, dass wir ihn nicht retten konnten. Nun bleibt uns nichts anderes, als ihm mit diesem Text eine Stimme zu geben: Er soll nicht vergessen sein, und sein Schicksal soll mahnen.


