Mittwoch, 27. August 2025

Louis – zertrümmert, aber nicht gebrochen

Mehrere Tage lang wurde eine vermeintlich bekannte Katze auf einem abgeernteten Feld gesichtet.  Erst als sie nicht mehr verschwand, wurde klar: Das ist kein harmloser Ausflug der Nachbarskatze, sondern ein apathischer, orientierungsloser, der brennenden Sonne ausgesetzter Kater. Ein Anruf auf unserem Notfalltelefon führte uns zu einem Kater in einem Zustand, der selbst uns erfahrene Tierschützer tief erschütterte: Die linke Gesichtshälfte war massiv verletzt, die Augenhöhle zugeschwollen, der Kiefer zerschmettert, die Zähne locker und schief, die Zunge ein blutiger Klumpen. Fell und Haut waren aufgescheuert, die Wunden vereitert – vermutlich hatte ein Autounfall all das angerichtet. Er hatte sich in seiner Not an einer kleinen Wasserpfütze auf dem Acker gehalten, um zu überleben. Trotz seiner entsetzlichen Verletzungen begegnete uns ein Kater der leben wollte und um sein Überleben kämpfte.

Wir nannten ihn Louis – und gemeinsam mit unserem Tierarzt entschieden wir: Er verdient eine Chance, denn die Behandlung ist nicht aussichtslos. Es folgte eine lange und intensive Phase der Versorgung: Hochdosierte Schmerzmittel linderten das Schlimmste, Louis bekam über Wochen ausschließlich Flüssignahrung, später sondengängiges Spezialfutter. Wir fütterten ihn vorsichtig mit der Hand – Tag für Tag, Stunde um Stunde. Und Louis kämpfte immer mit. Irgendwann fing er an, wieder selbstständig Nahrung aufzunehmen und mit Begeisterung zu fressen. Als die schlimmsten Schwellungen zurückgingen, stellte sich heraus: Das Auge auf der verletzten Seite war zwar blind, aber noch vorhanden. 

Er fraß und war stabil, eine Operation war nun möglich – im Zustand direkt nach dem Autounfall hätte er eine Narkose nicht überlebt. In einer vorsichtigen Sedierung wurden lockere, schiefe Zähne gezogen, ohne den heilenden Kiefer weiter zu belasten.



Heute ist Louis wieder ein Kater mit Lebensfreude. Zwar wird er durch seine erlittenden Verletzungen wohl nie wieder schön im klassischen Sinn – aber in seinem Herzen ist er stark, zutraulich und voller Lebenslust. Und für uns ist er sowieso einer der schönsten Kater. 
Er frisst komplett selbstständig, liebt es, ein normales Katzenleben führen zu können und zeigt jeden Tag, dass sich unser Einsatz gelohnt hat.

🩺 Louis’ Behandlung war sehr langwierig, aufwendig und teuer. Wenn ihr helfen möchtet, die Tierarztkosten mitzutragen, freuen wir uns sehr über eine Spende.

🛒 Außerdem steht auf unserer Amazon-Wunschliste noch dringend das Spezialfutter Royal Canin Recovery, das Louis in seiner schwersten Zeit gerettet hat und das ihm des Fressen vereinfacht. 
Hier geht’s zur Wunschliste. 


Weil  Louis spezielle Bedürfnisse hat und in unserer Obhut bleibt, suchen wir Paten, die Louis auf seinem weiteren Weg begleiten.

Mit seiner Patenschaft unterstützt Du:

  • Spezialnahrung (z. B. Royal Canin Recovery), die Louis trotz der Kieferverletzung gut aufnehmen kann

  • Regelmäßige tierärztliche Kontrolle des Augen- und Kieferbereichs

  • Schmerzmanagement und Pflege

  • Liebevolle, erfahrene Betreuung – ganz auf seine Bedürfnisse abgestimmt

Mittwoch, 20. August 2025

Straßengraben, Zwerchfellriss, alte Verletzungen – Kater Ron hat nicht aufgegeben

Still und bewegungslos lag er im Straßengraben – ein älterer Kater, verwahrlost und erschöpft. So wurde Ron gefunden, etwa zehn Jahre alt, wildlebend, misstrauisch, und am Ende seiner Kräfte. Bei der tierärztlichen Untersuchung zeigte sich schnell, dass es um mehr ging als Erschöpfung: Ein schwerer Zwerchfellriss bedrohte sein Leben – eine Verletzung, bei der sich Bauchorgane in den Brustraum verlagern und das Atmen erschwert wird. Zusätzlich fiel eine stark verkrümmte Vorderpfote auf, das Ergebnis eines alten, unbehandelten Verletzung, deren Ursache wir nicht kennen. Ron kam in unsere Obhut, erhielt Schmerzmittel, Ruhe, Wärme und das, was er wohl lange nicht gekannt hatte: Sicherheit. Die Behandlung eines Zwerchfellrisses verlangt vor allem eines – Geduld und Schonung. Und die hat er bekommen. 


Seine Pfote wurde intensiv begutachtet – doch da sie ihn nicht wesentlich einschränkt, er schon lange damit lebt und eine Amputation keine Vorteile bringen würde, darf sie bleiben, wie sie ist. Heute ist Ron körperlich wieder stabil. Zahm werden wollte er nach all den Jahren als Straßenkater lieber nicht, das müssen wir akzeptieren. Er beobachtet, entscheidet selbst, wann er Nähe zulässt, und zieht sich zurück, wenn ihm danach ist. Doch er hat Kumpel gefunden. Mit den ebenfalls älteren Katern Sir Allan und Sir James hat er sich angefreundet. 

 

Gemeinsam sind die drei nun regelmäßig auf Streife in unserer Pflegestelle. Drei Charakterköpfe, die sich gefunden haben. Ein neues Zuhause wird Ron nicht mehr bekommen – zu stark ist sein Freiheitsdrang, zu tief sitzt sein Misstrauen. Doch bei uns hat er seinen Platz gefunden.


🐾 Ron hat seine Paten gefunden

Ron wird bei uns bleiben – und dafür brauchen wir Unterstützung.
Mit einer Patenschaft hilfst Du uns, Futter, Medikamente und tierärztliche Betreuung für Ron dauerhaft zu sichern. Mit einem regelmäßigen Beitrag unterstützt Du unseren Einsatz für Streuner wie Ron, die sonst keine Chance hätten.

Vielen lieben Dank an seine Paten für die Unterstützung. 


 

Donnerstag, 14. August 2025

Ein kleiner Krächzer auf dem Gehweg – Hilfe für einen entkräfteten Raben

Manchmal sind es keine Schreie, sondern stille Momente, in denen Tierschutz notwendig ist - so wie neulich, als uns ein aufmerksamer Passant auf einen Raben aufmerksam machte, der regungslos auf einem Gehweg saß. Kein Versuch zu fliehen, kein Hüpfen, kein Flügelschlag – nur ein erschöpfter kleiner Körper, der kaum noch Kraft hatte. Wir nahmen das Tier sofort in unsere Obhut. Der Rabe war stark dehydriert und völlig entkräftet, die Hitze der letzten Tage und vielleicht eine längere Zeit ohne Nahrung und Wasser hatten ihm deutlich zugesetzt. Glücklicherweise war er ansonsten unverletzt, keine Brüche, keine äußeren Wunden – nur Erschöpfung pur. In den folgenden Tagen bekam er bei uns alles, was er brauchte: frisches Wasser, stärkende Nahrung und vor allem Ruhe. 


Stück für Stück kehrten seine Kräfte zurück, und bald begann er wieder, mit wachsamem Blick seine Umgebung zu beobachten – ein gutes Zeichen! Nach wenigen Tagen war es dann so weit: Wir durften ihn wieder in die Freiheit entlassen. Und genau das ist es, was uns antreibt – einem Tier in Not genau dann zur Seite zu stehen, wenn es Hilfe benötigt. Nicht jedes Tier, das Hilfe braucht, ist schwer verletzt – manchmal ist es einfach nur erschöpft, aus seinem natürlichen Umfeld geraten oder von äußeren Umständen aus dem Gleichgewicht gebracht. Doch auch dann zählt jede Minute, jede helfende Hand. Mach’s gut, kleiner Krächzer – und pass gut auf Dich auf da draußen.

Donnerstag, 7. August 2025

Kleine Hoffnungsträger – Fünf Katzenkinder auf dem Weg in ein besseres Leben

In einer Gartenanlage in unserer Region spielte sich in den letzten Wochen ein Kampf ums Überleben ab, wie er sich vielerorts täglich wiederholt – meist unbeachtet. Eine wildlebende Katzenmutter versuchte, ihre fünf Kitten zwischen Sträuchern, Schuppen und Mülltonnen großzuziehen. Ohne Schutz, ohne regelmäßige Nahrung, ohne medizinische Versorgung. Solche Lebensbedingungen sind für frei lebende Katzen Alltag und besonders für die Kleinsten kaum zu ertragen. Hunger, Krankheiten, Parasiten, Verletzungen, Verkehr, Wildtiere, Nässe und Kälte – all das wartet auf sie. Viele schaffen es nicht. Nur wenige überleben die ersten Lebensmonate. Deshalb mussten wir handeln, bevor eine neue Generation von Streunern heranwächst. Denn was viele nicht wissen: Eine unkastrierte Katze kann im Jahr bis zu drei Würfe mit jeweils vier bis sechs Jungen bekommen. Und ihre Nachkommen wiederum werden mit nur wenigen Monaten selbst geschlechtsreif. Innerhalb weniger Jahre kann sich so eine einzige Katze zu einer dreistelligen Nachkommenschaft vermehren – mit all dem Elend, das damit einhergeht und häufig lange unsichtbar bleibt. Wir konnten die fünf Kitten sichern und in unsere Obhut nehmen. 

 


Die Mutterkatze wird kastriert, medizinisch versorgt und an der Futterstelle betreut werden, so, wie wir es bei vielen anderen Tieren in ähnlichen Situationen tun. Die kleinen Katzenkinder haben jetzt die Chance auf ein anderes Leben. Sie wachsen nun bei uns in Sicherheit auf, werden behutsam an den Menschen gewöhnt, medizinisch versorgt und mit hochwertigem Kittenfutter großgezogen. Ziel ist es, sie später in liebevolle Hände zu vermitteln – in Familien, die ihnen ein echtes Zuhause schenken, mit Geborgenheit, Fürsorge und tierärztlicher Betreuung, wenn nötig. Doch diese Aufzucht ist aufwändig – und teuer. Vor allem gutes Kittenfutter wird in großen Mengen benötigt, damit die Kleinen kräftig und gesund heranwachsen können. Wenn ihr uns dabei unterstützen möchtet, freuen wir uns sehr über eine Spende oder einen Blick auf unsere Amazon-Wunschliste, die speziell auf die Bedürfnisse unserer Schützlinge abgestimmt ist:

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Mit eurer Hilfe schenken wir diesen fünf kleinen Seelen die Chance auf ein Leben, das sie ohne uns vermutlich nie gehabt hätten. Ein Leben als geliebtes Familienmitglied – nicht als namenloser Streuner.

Dienstag, 29. Juli 2025

Fundort Gärtnerei – verwurmt, verlassen, verzweifelt

Ein Anruf vom Amt Goldberg-Mildenitz erreichte uns mit einer dringenden Bitte: In einer Gärtnerei waren drei kleine Katzenkinder gesichtet worden. Sie schlichen zutraulich zwischen Blumen und Töpfen umher, streiften den Mitarbeitenden um die Beine und suchten ganz offensichtlich Nähe. Schnell war klar: Diese Kitten sind an Menschen gewöhnt – sie wurden mit großer Wahrscheinlichkeit ausgesetzt. Vor Ort angekommen, konnten wir nur noch zwei Kleine sehen. Vom dritten fehlte jede Spur. Wir suchten das Gelände und die Umgebung gründlich ab – ohne Erfolg. Was mit dem fehlenden Kitten passiert ist, bleibt ungewiss. Nach den folgenden heftigen und anhaltenden Regenfällen können wir nur erahnen, was mit ihm geschehen ist – alleine überleben konnte es diese Witterung draußen kaum. Die beiden verbliebenen Geschwister nahmen wir in unsere Obhut. 


Sie waren klapperdürr, völlig entkräftet, gleichzeitig aber mit dicken, aufgeblähten Bäuchen – ein klassisches Warnzeichen für massiven Wurmbefall. Die kleinen Körper waren ausgezehrt, der Parasitendruck enorm. Bei so jungen Tieren kann das schnell lebensbedrohlich werden: Wurmbefall entzieht ihnen wichtige Nährstoffe, kann zu Blutarmut, Darmverschluss oder schwerem Durchfall führen. Die Folge: Kreislaufkollaps oder Organversagen. Trotz ihrer Schwäche schmusten sie sich sofort an uns – zutraulich, anhänglich, ohne Angst. Vielleicht waren sie ein ungewollter Wurf, vielleich eine undurchdachte Anschaffung und nun ein Hindernis in der Ferienzeit. Zurückgelassen an einem Ort, wo sie vermeintlich niemanden stören. Doch das Elend beginnt dort, wo Verantwortung endet. Die Kitten wurden bei uns sofort grammgenau entwurmt und medizinisch versorgt. Nun beginnt ihre Aufbauphase: nahrhafte Kittenmilch, hochwertiges Futter, Vitaminpasten, Wärme, Geborgenheit – all das brauchen sie jetzt, um kräftig und gesund zu werden. Damit aus kleinen Häufchen Elend bald wieder gesunde, starke Kätzchen werden, die in ein neues Leben starten können.

🐾 Wir brauchen Hilfe

Kittennahrung und Aufbaupräparate dringend benötigt

Auf unserer Amazon-Wunschliste findet ihr alles, was die beiden und ihre anderen Leidensgenossen für einen gesunden Start brauchen – darunter hochwertiges Futter, Aufbaupräparate, Vitaminpaste und Kittenmilch. Jede Sachspende hilft uns, den beiden ein sicheres, gesundes Leben zu ermöglichen.

Danke für eure Unterstützung – und für jedes Katzenleben, das nicht im Regen endet.

Mittwoch, 23. Juli 2025

Nur eine Handvoll Leben - Aufzucht eines winzigen Waisenkitzes

An einem Freitag ereignete sich ein tragischer Wildunfall: Ein Reh war angefahren und so schwer verletzt worden, dass es durch den zuständigen Jäger erlöst werden musste. Nur zwei Tage später, am Sonntag, erreichte uns ein Notruf aus derselben Gegend – wegen eines kleinen, zitternden Wesens, das verzweifelt nach seiner Mutter schrie: ein neugeborenes Rehkitz, vollkommen allein, völlig hilflos. Doch seine Mutter würde nie wieder zurückkehren. Sie war das Reh, das am Freitag überfahren worden war. Mit gerade einmal 1100 Gramm Gewicht – vermutlich kaum älter als zwei Tage – stand das kleine Kitz am Beginn eines fast unüberwindbaren Weges. Denn unter 1500 Gramm ist die Aufzucht eines Rehkitzes nahezu unmöglich. 

nur 1100 g

Aber wir wollten ihm eine Chance geben. In solchen Momenten bleibt keine Zeit, um zu organisieren oder lange zu überlegen. Deshalb haben wir beim Tierschutzverein immer ein Notfallpaket griffbereit: Spezialnahrung, Sauger, Wärmelampen – alles, was man für diese seltenen, aber umso dringlicheren Fälle braucht. Die Aufzucht eines so jungen Rehkitzes verlangt nicht nur Hingabe, sondern auch Präzision und viel Erfahrung:

  • In den ersten Lebenstagen ist Biestmilch lebenswichtig – ihre Antikörper sind essenziell für das Immunsystem.

  • Die Milch muss auf exakt 39,5 °C erwärmt werden – schon geringe Abweichungen können zu lebensbedrohlichem Durchfall führen.

  • Alle 1,5 Stunden – auch nachts – muss gefüttert werden.

  • Zwei identische Sauger sind notwendig, da sich Rehkitze stark an den ihnen vertrauten Sauger gewöhnen und nur schwer umlernen.

  • Erst später folgen Aufzuchtmilch, dann Maulwurfserde und erste Wildkräuter – Rehkitze sind sehr wählerische Fresser, die nur langsam an feste Nahrung herangeführt werden dürfen.

    hilflos ohne Mutter

    Gleichzeitig braucht es ein fuchssicheres, naturnahes Gehege mit viel Platz und so wenig menschlicher Nähe wie möglich. Denn das Ziel ist klar: die spätere Auswilderung. Keine Prägung, kein Vertrauen in den Menschen – so schwer es uns auch fällt, es ist im besten Sinne des Wildtiers.

Gewärmt von einer Katze

Wir haben alles gegeben, um diesem Kitz eine Überlebenschance zu ermöglichen. Die Versorgung war intensiv, herausfordernd und emotional – rund um die Uhr. Doch genau das ist es, was wir tun: kämpfen für jedes Leben, das in unsere Verantwortung fällt. 

Hier wohnen noch andere.

Heute, einige Wochen später, können wir sagen: Hubertine – wie wir das Kitz inzwischen nennen – hat es geschafft. Sie ist stabil, frisst zuverlässig, wächst sichtbar und zeigt all die typischen, feinen Rehbewegungen: vorsichtig, wachsam, lebendig. Die kritischen Tage, in denen jede Stunde zählte, hat sie mit unserer Hilfe überstanden. 

 

Wenn die Zeit gekommen ist, wird Hubertine in die Freiheit entlassen. Dorthin, wo sie hingehört – auch wenn dort wieder Gefahren auf sie warten. Für uns wird dieser Moment schwer sein, denn wir haben sie über viele Wochen begleitet. Aber wahre Fürsorge bedeutet auch, loszulassen – für ein Leben, das nicht von Zäunen begrenzt ist.

Die Freiheit wartet - aber erst muss Hubertine noch erwachsen werden.