Samstag, 18. Dezember 2021

4. Advent – Hoffnung für die kleine Laird?

Vor einiger Zeit erreichte uns ein Notruf aus einem Dorf im Sternberger Seenland. Eine kleine Katze lag dort auf dem Gehweg, mehr konnte uns nicht gesagt werden. Wir fuhren sofort los und beim Anblick des kleinen Bündels stockte uns der Atem. Das kleine Kätzchen war gerade einmal 8 Wochen alt, kotverschmiert und völlig hilflos. Aber sie lebte und blickte uns mit großen Augen an. Wir nahmen sie mit und säuberten sie erst einmal vorsichtig. 

von Verkrustungen gereinigt

Nachdem wir sie Schicht um Schicht von den Verkrustungen befreit hatten, kamen riesige offene Wunden zum Vorschein, voll mit ekelerregenden, sich windenden Fliegenmaden. Beim Tierarzt mussten die unzähligen Maden unter Narkose enfernt werden, da diese sich bereits tief in das Fleisch gefressen und großflächige Hautwunden verursacht hatten. Zusätzlich waren Hinterhand und Schwanz vollständig gelähmt, wir konnten keinerlei Reflexe auslösen. Was für eine niederschmetternde Diagnose. 

Hinterbeine gelähmt

Alles sah nach einem Autounfall aus, den sie zwar überlebt hatte, aber zu welchem Preis? Nun saßen wir da und wussten nicht, wie weiter jetzt. Was ist das Richtige? Euthanisieren oder versuchen? Durch die Lähmung konnte sie Kot und Urin nur unkontrolliert absetzen, dazu kam noch starker Durchfall und die großflächigen Hautwunden. Andererseits war die kleine Katze noch so jung und wirkte nicht so, als ob sie vom Leben erlöst werden wollte. Aber was für eine Zukunft würde sie haben? Selbst wenn die Lähmung der Hinterhand nachlassen würde, wer würde einer inkontinenten Katze ein Zuhause geben? 

die durch Maden verursachte Wunde beginnt zu heilen

Wir beschlossen, das kleine Kätzchen erst einmal zu versorgen, in Ruhe zu beobachten, gaben ihr den Namen Laird und hofften einfach das Beste. Sie erhielt Schmerzmittel, Antibiotikum und Vitamin B12 gegen die Lähmung. Laird machte uns Mut, denn sie begann schnell, sich mit den Vorderbeinen aufzustützen, fraß mit Appetit, verfolgte interessiert jede unserer Bewegungen und was sich um sie herum so abspielte. Sie schien uns froh, am Leben zu sein. Wegen ihres starken Durchfalls mussten wir sie täglich waschen, außerdem die Hautwunden jeden Tag pflegen und so oft wie es nur ging, ihre Nerven stimulieren. Wir waren beeindruckt, wie lieb sie alles mitmachte. Diese kleine Katze, die mit ihren 8 Wochen um ihr Leben kämpfen musste, anstelle ihrem Alter entsprechend bei ihrer Mama und ihren Geschwistern in Geborgenheit sein zu dürfen.

Laird genießt die Zuwendung

Schon am zweiten Tag glaubten wir, Zuckungen in den Hinterbeinen wahrgenommen zu haben. Sollte es wirklich wieder Reflexe geben? Wir trauten uns noch gar nicht zu freuen, aber am dritten Tag war es eindeutig. Es gab Reaktionen auf Berührungen und damit eine Chance, dass die Lähmung nicht von Dauer war. Also weitermachen mit medizinisch versorgen, waschen, pflegen, Nerven anregen. Ihre Fortschritte in den Beinchen wurden immer deutlicher, aber der Schwanz hing einfach nur herunter. Eine bleibende Inkontinenz wurde immer wahrscheinlicher und liess uns verzweifeln, denn damit hätte sie keinerlei Chancen auf eine eigene Familie in einem liebevollen Zuhause. Dies belastete uns trotz der bisherigen Fortschritte emotional sehr stark und während wir sie versorgten, baten wir innerlich darum, das Richtige getan zu haben. 

Haben wir richtig entschieden?

Aber als Laird dann jeden Tag etwas besser laufen konnte wussten wir, wir sind auf dem richtigen Weg und machten einfach stur weiter. Nach zwei Wochen konnte die kleine Laird wieder richtig laufen und auch der Durchfall war endlich weg. Nur der Schweif war nach wie vor ohne Funktion, ganz dünn und schliff nutzlos hinterher. Wir entschieden uns zur Amputation. Wir hatten bereits einen OP-Termin, als Laird auf einmal begann, das Katzenklo aufzusuchen. Auch wenn sie immer noch keine Kontrolle hatte, schien sie dennoch Druck zu verspüren und ging vorsorglich auf das Katzenklo. Jetzt gab es doch noch Hoffnung, dass wirklich wieder alles gut wird. Der OP-Termin wurde abgesagt und weiter fleißig die Nerven stimuliert. Es dauerte noch mal eine Woche und dann war Laird tatsächlich ein kleines gesundes Kätzchen, dass einen Autounfall überlebt und die Verletzungen besiegt hatte. 

alle Wunden verheilt

Wir haben Freudentränen in den Augen, wenn wir diese Geschichte erzählen. Das kleine Häufchen Elend - all die Zweifel und die Ängste, die Sorgen, das Mitleid und die Traurigkeit, alles vergessen. Uns ergreift die pure Freude, wenn wir Laird jetzt sehen. Sie ist jetzt 12 Wochen alt und hat gerade ihre erste Impfung erhalten. Im neuen Jahr, nach ihrer zweiten Impfung, werden wir für sie und ihren besten Kumpel ein wundervolles Zuhause suchen – wir können es kaum fassen, dass dies möglich geworden ist.

Laird kann bald in ein Zuhause ziehen

Wer Laird und unseren vielen anderen Schützlingen helfen möchte, findet alle Möglichkeiten zur Unterstützung hier und hier

Wir wünschen euch einen schönen 4. Advent, Zuversicht und Hoffnung auch in aussichtlos erscheinenden Zeiten.